Radersdorf

AUS DER GESCHICHTE

Radersdorf ist eine Katastalgemeinde der Ortsgemeinde Großwilfersdorf , nach Großwilfersdorf eingepfarrt und eingeschult. Radersdorf liegt am rechten Ufer des Ilzflusses, über den zwei Brücken führen und hat ein Ausmaß von 358 ha.
Radersdorf scheint schon im Jahre 1197 in einer Urkunde auf. "Radigoysdorf" wurde nach seinem slawischen Gründer, dem Wildoner Dienstmann Radigoy aus dem Geschlecht der Lewenbacher (Lembacher) benannt. Damals bestand hier ein kleiner Wehrbau, aus dem sich später das Dorf entwickelte. 1215 war Konrad von Lewenbach im Besitz des Edelsitzes.
Nach 1300 kam Radersdorf durch eine Heirat an Friedrich von Lueger, ebenfalls ein Wildoner Dienstmann. Sein Sohn stellte im Jahre 1346 das Heiratsgut seiner zweiten Frau Gertraud, Tochter Ottos des Pressnitzers, auf dem Hof zu "Rattersdorf" und allem, was dazugehörte, sicher.
Zu diesem Zeitpunkt wurde der Hof von Diemutl, einer geborenen Lembacherin und ihrem Mann verwaltet. Schon bald wurde der Hof jedoch aufgegeben und seine Gründe auf die Bauern aufgeteilt.
1417 verkaufte Wilhelm von Ratmannsdorf seinen Besitz zu Radigesdorf, Lehen von den Stubenbergern, dem Otto Geupüchler, 1431 verkaufte Thoman Paurnknap einen halben Hof dem öttlein Pueblein und diesem dem Hans Pfuntan. Von ihm kam es als landesfürstliches Lehen an die Teufenbacher.
Zwischen Radersdorf und Großwilfersdorf befand sich auf der Straße nach Ilz ein weiterer mittelalterlicher Wehrbau, der im 13. Jahrhundert von den Johannitern neben einer von ihnen gestifteten Kirche, die dem Hl. Ulrich geweiht war, errichtet worden war. Später wurde hier anstelle des Wehrsitzes ein Wirtschaftsgut, der Hof Lieboch erbaut, der heute noch - wenn auch in verändertem Zustand - besteht. Der neue Sitz Lieboch erhielt die Rechte des alten Hofes, darunter auch die niedere Strafgerichtbarkeit (Burgfried) über seine Untertanen.
Übeltäter wurden dem Fürstenfelder Landrichter beim Dorfe Maierhofen übergeben. Im 15. Jahrhundert verödete der Besitz und wurde durch kriegerische Einwirkungen teilweise geschliffen. Daraufhin wurde er nach Großwilfersdorf verlegt (heutiger Besitz der Fam. Hammerlindl). Die Herberstofer gaben den Zehent dem Pfarrer von Altenmarkt mit der Auflage, dass ein Priester den Gottesdienst in St. Ulrich versehe. Jedoch die Lehens- und Vogteiobrigkeit blieb bei der Familie der Herberstofer. Nun setzte Otto von Herberstorf um 1570 einen Prädikanten ein und verlieh ihm den Zehent. Der Pfarrer von Altenmarkt beschwerte sich darüber beim Erzherzog und er befahl, dass der Prädikant abziehen müsse. Darauf sperrte der Herberstofer die Kirche und der Pfarrer wendete sich wieder an den Landesfürsten. Der gebot dem Herberstorfer die Kirche zu öffnen und ihre Kleinodien und Paramente dem Pfarrer auszufolgen. Er tat es nicht, selbst als ihm eine Strafe von 4000 Dukaten in Gold angedroht wurde. Nun wurde er nach Graz vorgeladen und verhaftet.
Darauf gab er teilweise nach, er wollte die Kirche öffnen und ihre Kleinodien (Kelche,Ornate) dem Pfarrer beim Gottesdienst zur Verfügung stellen; im übrigen sollte eine Kommission entscheiden. Diese trat auch zusammen, ihre Beschlüsse sind aber nicht enthalten. Die Gegenreformation im Jahre 1600 machte dem Streit ein Ende, der Pfarrer von Altenmarkt siegte.
Um Mitte des 18. Jahrhundert wurde das obere Stockwerk des Liebochhofes abgetragen und das Erdgeschoß zu dem heute stehenden Meierhof ausgebaut. Dieser Meierhof auch "Liebochhof" genannt, hatte viele Eigentümer, wovon jene jüngeren Datums erwähnt sein sollen:

  • Kroatisch-Slovenische Pazellierungs- und Kollonisierungsbank Agram ab 9.06.1909
  • Bezirksvertretung Fürstenfeld ab 18.11.1919
  • Reichsgau Steiermark am 08.01.1940 einverleibt
  • das Land Steiermark war Eigentümer ab 13.06.1951
  • am 17.11.1953 kaufte Peter Michels den Hof
  • am 15.02.1957 wurde der Liebochhof von Gustav und Theresia Hammerlindl

gekauft. Seither ist dieser Hof im Besitz der Familie Hammerlindl. Die meisten Gehöfte waren der Herrschaft Kalsdorf untertan.

Unweit davon romantisch im Wald gelegen der Ulrichsbrunnen - heute "Ulrichsbründl" genannt - dessen Wasser als Heilmittel gegen Halsleiden half und von Wallfahrern und der heimischen Bevölkerung gerne angenommen wurde.
Die Kirche wurde 1809 abgetragen und das Altarbild nach Altenmarkt übertragen. Noch heute lassen sich bei Radersdorf die Überreste des mittelalterlichen Turmhügels nachweisen; weiters finden sich auch die Überreste einer größeren und einer kleineren Wehranlage, in deren Bereich atypische prähistorische Scherben entdeckt wurden.